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Schießplätze der Schützenzunft

Nachdem im Juni 1565 Herzog Ulrich III, Herzog zu Mecklenburg, den Neubrandenburger Bürgern gestattet hatte, eine Schützenzunft zu gründen, setzten die schießfreudigen Männer der Stadt dieses Privileg sehr schnell in die Tat um. Geschossen wurde von da an hinter dem Neuen Tor, das auch bald als „Schießtor“ bezeichnet wurde, längs der Mauer in Richtung Turm, der bis 1899 die Turmstraße begrenzte.

Mehr als drei Jahrhunderte wurden auf diesem Wallabschnitt vom Frühjahr bis zum Spätsommer sowohl Schießübungen als auch Schützenfeste veranstaltet.

In der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts ging es der Schützenzunft auf Grund verschiedener Traditionen und Einnahmen finanziell recht gut, so dass sie beschloss, für ihre Zusammenkünfte, Festveranstaltungen und zur Unterbringung der beweglichen Habe ein Schützenhaus bauen zu lassen und es an einen tüchtigen Gastwirt zu vermieten. Also wurde 1789 das traditionsreiche Schützenhaus hinter dem Neuen Tor eingeweiht, die Schießbahnen wurden gleichzeitig erneuert.

Seit 1776 gab es auch wieder das bei Schützen und Bevölkerung gleichermaßen beliebte Vogelschussfest, welches fast 20 Jahre zuvor vom Herzog Friedrich dem Frommen untersagt worden war. Dieses fröhliche Fest mit sportlichem Höhepunkt beging man im Nemerower Holz, in der Nähe der früheren Restauration Hieronymus (heute etwa Parkplatz am Augustabad). Doch ca. 100 Jahre später wurde das Schießen auf dem „Schützenwall“ trotz inzwischen erfolgter Modernisierung zur Gefahr für die wachsende Stadt.

1885 gab eine abirrende Kugel bei einem Schießfest dann endgültig den Ausschlag für den Bau einer neuen Schießanlage. Schon 1886 wurde der neue Schießstand, zu dem eine Halle gehörte, im Werderbruch eingeweiht. Der Bau war tatkräftig von dem einige Jahre zuvor zusätzlich entstandenen Mittwoch-Schießverein gefördert worden.

Die Stadt entwickelte sich im neuen Jahrhundert nun auch außerhalb der Mauern mit neuen Wohngebieten. Im Werderbruch bewegten sich mehr und mehr Spaziergänger. Die Schießanlage wurde zur Gefahr und tatsächlich wurde 1913 ein Kind durch eine Kugel ernsthaft verletzt.
Schnellstens beschloss die Stadt auf dem Zehdenicker Hufen am Stargarder Sandberg(heute Bergstraße) einen neuen Schießstand zu bauen.
Bereits am 1. August 1913 wurde in der Zeitung gemeldet: „Die Ausschachtungen des hier von der Stadt in Aussicht genommenen Schießstände vor dem Stargarder Tor … schreiten flott vorwärts. Nachdem ein Feldbahngeleise von dem Terrain des Schießstandes aus auf dem Sommerweg der Neubrandenburg-Neustrelitzer Chaussee und weiter durch die Schwedenstraße bis ins Stargarder Bruch fertig gestellt ist, wurde gestern mit dem Kiesabfahren zum Bruch begonnen…. und ist zunächst ins Auge gefaßt, im Bruch Promenadenwege zu schaffen.“
Es war eine Länge von 300 m der neuen Schießbahn geplant, jedoch musste aus überhöhten Kostengründen durch den schwierigen Unterboden auf 252 m verkürzt werden.

Am 2. Juni 1914 wurde die neue Anlage mit einem „Königsschießfest“ feierlich geweiht. Der Weltkrieg von 1914-18 und die ersten Nachkriegsjahre ließen das Schützenwesen ruhen. 1924 war die Schützenzunft stark genug, der Stadt die Schießanlagen abzukaufen, um sie dann in den folgenden Jahren zu erweitern, zu modernisieren und um ein massives Schützenhaus zu bauen. Zum Landesschützenfest 1927 erwartete die Schützen eine hohen Ansprüchen genügende 300 m Bahn, auch mit Kleinkaliber- und Pistolenständen ausgerüstet. Seit den 20er Jahren konnten auch während der Wintermonate Freizeitschießen stattfinden. Schon Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde im Burgholz nahe der historischen Ravensburg, eine Schießbahn vorbereitet, die für 300 m ausgelegt sein sollte. Mit dem Einzug des Militärs in Neubrandenburg wurde diese Anlage durch zwei hohe Sandwälle geschützt und ab 1936 von den Soldaten des Fliegerhorst Trollenhagen genutzt.

Da sich das Kleinkaliberschießen zunehmender Beliebtheit erfreute, bildete sich auch in Neubrandenburg ein separater Kleinkaliber-Schießverein. Die Schützen dieses Vereins schufen sich in der Brodaer Kiesgrube eine 60 m Bahn, die 1930 eingeweiht wurde. Als Vereinslokal nutzten die Schützenbrüder die Gaststätte Hopfenburg.

Während des zweiten Weltkrieges wurden die Schießbahnen und die Gebäude dazu nicht mehr oder nur noch militärisch genutzt, wurden 1945 teilweise zerstört bzw. verfielen in den Nachkriegsjahren.

Alle Daten und Zitate bis 1933 entnommen dem Archivmaterial, gesammelt von H.-W. Mucha, H. Michaelis und H.-J. Pape.

Ein Beitrag von Schützenschwester Gisela Zehrt

Tradition Schützenhaus 1970
Gewehrstand SV4T