Ostern
 

Große Feste der Neubrandenburger Schützen

Die Neubrandenburger Schützen feierten seit Bestehen ihrer Schützenzunft und der späteren Schützenvereine gern und oft und bei Höhepunkten im Vereinsleben auch prunkvoll.

So hatte der Schützenverein 1885 die ehrenvolle Aufgabe das IX. Mecklenburgische Schützenfest auszurichten. Diese Verantwortung nahmen die Neubrandenburger sehr ernst. Schon ein Jahr zuvor war ein Festkomitee mit Vertretern nicht nur aus der Schützenzunft, sondern auch aus mehreren städtischen Bereichen gegründet worden. Dieses Komitee kümmerte sich zielstrebig und tatkräftig um den geeigneten Festplatz, um sichere und für damalige Zeiten schießsportlich geeignete Schützenstände, um die durchdachte Finanzierung, um die Ausschmückung der Stadt und auch um besondere Festhöhepunkte.
Die Stadtbevölkerung wurde von Beginn an in die Vorbereitungen einbezogen. So beteiligte sich die Handwerkerschaft denn gern an Ehrengaben für die drei ausgeschriebenen Festscheiben

  • Mecklenburg,
  • Neubrandenburg,
  • Deutschland.

Sie erwarb auch Garantiescheine für je 5 Mark zur Vorfinanzierung des Festes, die dann nach Abschluss der Feierlichkeiten sogar wieder eingelöst werden konnten. Zum dreitägigen Fest im Juli 1885 erschienen Schützenabordnungen aus fast allen Schützenzünften beider Mecklenburgs und auch aus einigen Ländern Deutschlands. Sie erlebten eine festlich mit Girlanden, Fahnen und Blumen geschmückte Stadt, eine begeistert anteilnehmende Bevölkerung und einen erstmals illuminierten Festplatz mit Musik, Paraden, Belustigungsständen und vielerlei Veranstaltungen. Dafür war eigens der Pferdemarkt mit Nachbargrundstücken gepachtet und hergerichtet worden. Das IX. Mecklenburgische Landesschützenfest wurde ein voller Erfolg und in verschiedenen Zeitungen des Landes gewürdigt.

In Erinnerung an dieses großartige Schützenereignis sollte dann 40 Jahre später – nun allerdings unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen- die 225jährige Jubiläumsfeier der Neubrandenburger Schützenzunft stattfinden.

Die Vorbereitung der dreitägigen Gedenkfeier übernahm jetzt allerdings die Schützenzunft in alleiniger Regie. Vorausgegangen war dem festlichen Ereignis im Mai desselben Jahres schon die Einweihung einer neuen Schießhalle mit zugehöriger Restauration. Damit verbunden war auch die bedeutende Erweiterung der Schießstände und die Herrichtung eines
Festplatzes. Alles hatte die Schützenzunft aus eigenen Mitteln und wenigen Spendengeldern geschaffen – welch eine Leistung!
Ähnlich würde auch die finanzielle Vorbereitung des Jubiläumsfestes sein.
Und dieses Fest sollte den Neubrandenburgern und den Gästen etwas ganz Besonderes bieten! Die Jubelfeier sollte nicht nur Schützenfest, sondern auch dem Bestreben des äußerst aktiven und umsichtigen Schützenkapitäns, Herrn R. Tietböhl, entsprechend großartiges Volksfest werden.
Etwa 100 Schützenvereine aus ganz Norddeutschland wurden eingeladen. Schützen und auch Nichtmitglieder von Schützenzünften sollten auf Meisterscheiben Ehrenpreise erringen können. Ein großer Festumzug, mehrere Konzert- und Tanzveranstaltungen , viele Unterhaltungsstände und auch ein Kinderfest wurden geplant. Der damals so beliebte Lehrer Rat Dr. Karl Wendt widmete dem Jubiläum sogar eine mehrseitige Festschrift. Schließlich sollte in einem Fest- und Gedenkakt eine neue Fahne würdig geweiht und der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Ja, und dann begann es – das große Jubiläumsfest!

In der beliebten Gaststätte Büngers Garten eröffnete die Stadtkapelle in neuer Uniform am Abend des 25. Juli 1925 mit fröhlicher Musik das Großereignis des Jahres. Bei einbrechender Dunkelheit entflammte ein vielfarbiges Feuerwerk. Kanonenschläge lösten die ersten Lichtfontänen ab, um überzuleiten zu farbigen Leuchtkugeln und Feuerrädern.
Das Deutschlandlied beschloss diesen Lichterreigen. Dann formierten sich die Schützenzünfte zu einem Fackelumzug durch die Stadt, doch diesmal nicht durch die lampiongeschmückten Hauptstraßen, sondern unerwartet, deshalb aber nicht weniger bewundert, durch Querstraßen und zurück zu Büngers Garten. Dort wurde die Nacht bei Musik und Plaudereien nur kurz. Der Sonntag begann mit Weckmusik. Auch vom Bahnhof her ertönte flotte Marschmusik, denn immer noch trafen Vereine mit den Morgenzügen ein. Die ganze Stadt war festlich geschmückt und die Straßen waren belebt mit erwartungsvollen und sonntäglich geputzten Einwohnern und Gästen. Freundliche junge Mädchen verkauften kleine Sträußchen um so auch Spenden für das Altersheim zu sammeln. Auf dem großen Pferdemarkt sammelten sich die Schützen unter klingendem Spiel und Böllerschüssen und reihten sich mit den Festwagen zum Umzug ein. Kanonenschläge eröffneten den großen historischen Festumzug. Die Spitze nahm eine Abteilung der Pasewalker Kürassiere in schmucken Uniformen hoch zu Ross. Ludwigsluster Dragoner und Demminer Ulanen folgten. Dann schlossen sich in offenen Wagen Neubrandenburger Schützen, Stadtvertreter und hübsche Ehrenjungfrauen an. Ein langer Zug von Schützenvereinen, oft in historischen Trachten, folgte ihnen. Darauf setzten die Handwerker, angeführt von den Schlachtern, in Bildern ihrer Berufe auf interessant dekorierten Wagen den Festumzug fort. Die Königskinder im Biedermeiergespann und eine Abteilung der Neubrandenburger Schützenzunft beschlossen diesen Prachtzug.

Auf dem Markt nahmen die Vereine im Viereck Aufstellung zur Fahnenweihe. Herr Pastor Kohrt hielt die Weiherede, die gleichzeitig auch Würdigung des Neubrandenburger Schützenvereins und seines Jubiläums war. Auch der Bürgermeister, der dem Kapitän der Schützenzunft die neue Fahne überreichte, bedachte die Neubrandenburger Schützen mit ehrenden Worten. Konzerte und buntes Treiben auf dem Festplatz im Lichterglanz und Tanzvergnügen sorgten nicht nur am Sonntag, sondern an allen drei Festtagen für gute Stimmung. Am Montag und am Dienstag fanden vielfache Schießwettbewerbe statt, die am Montagabend von einem großen Festessen im Schützenheim beendet wurden. Dienstagabend zogen die Preisträger mit dem Schützenkönig unter Musikklängen durch die immer noch festlich geschmückte Stadt, begleitet von einer Beifall spendenden Menschenmenge. Ein toller Erfolg des Festes war natürlich auch, dass alle drei ersten Ehrenpreise von Neubrandenburger Schützen errungen worden waren. Das gut organisierte und glanzvolle Jubiläumsfest brachte den Neubrandenburger Schützen hohe Ehre und der Stadt Anerkennung.

Ja, und große Ereignisse werfen auch Schatten voraus! Im Jahr 2011 wird in unserer schönen Stadt der
57. Bundesschützentag stattfinden. Das sollte nicht nur eine Ehrung für unsere Schützenvereine und das Landesleistungszentrum des Schießsports, den Schützenverein Vier Tore, bedeuten , sondern auch Ansehen für die Stadt am Tollensesee bringen. Werden wir es schaffen und vom Engagement, der Organisationsfähigkeit und der Begeisterung unserer Schützenvorfahren ein Großteil zu übernehmen? Werden wir es schaffen, den 57. Bundesschützentag nicht nur zu einem großartigen Schützenfest zu gestalten, sondern auch zu einem Fest, an dem die ganze Stadt begeistert Anteil nimmt?

Seien wir optimistisch, lassen wir Ideen und Tatkraft sprühen und suchen uns bis dahin viele interessierte Verbündete! Ein Beitrag von Schschw. Giesela Zehrt

Fotografie SV-Vier-Tore
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Fotografie SV-Vier-Tore
Fotografie SV-Vier-Tore
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