19. Mrz 2021
Neubrandenburg
Ein letztes Mal, bevor er ins Auto steigt, nimmt Arne Theuerkauf seine Waffe in die Hand. Sekunden später sagt er seinem Trainer Günter Hettig, wo dieser am Griff der Waffe noch etwas verändern müsse. Hettig schnappt sich sofort einen Dremel (kleines Elektrowerkzeug) und fräst ein Stück Holz vom Griff. Theuerkauf nimmt seine Waffe in die Hand und nickt: „Jetzt passt es.“ Im sportlichen Leben von Arne Theuerkauf scheint im Moment so einiges zu passen. Erst im November war der Sportschütze vom SV Vier Tore Neubrandenburg erstmals in den Nationalkader (NK 1), quasi der Junioren-Nationalmannschaft, berufen worden. Wenige Monate später stand nun auch schon der erste große Wettkampf mit dem Adler auf der Brust auf dem Programm. Anfang März wurden in München die Tickets für die Ende Mai beginnenden Junioren-Europameisterschaftenausgeschossen. Und eines dieser begehrten Tickets hat sich Arne Theuerkauf sichern können. Sehr zur Freude seines Trainers: „Arne hat in München eine super Leistung abgeliefert. Darauf kann er unheimlich stolz sein“, sagt Hettig und weist darauf hin, dass sein Schützling mit immerhin erst 16 Jahren der Jüngste im Teilnehmerfeld sowie des Nationalkaders sei: „Das muss man mit so jungen Jahren auch erst einmal wegstecken, der Kopf spielt dabei eine ganz wichtige Rolle.“ Insgesamt sieben weibliche und männliche Schützen der Junioren-Nationalmannschaft wetteiferten um je drei EM-Ti-ckets. Drei Wettkämpfe an zwei Tagen gab es. Nach zwei Wettkämpfen am ersten Tag, die Theuerkauf als Dritter und Vierter beendete, lag der Neu-brandenburger in der Gesamtwertung auf Rang drei. Jenen Rang, der für die Europameisterschaft in Kroatien gerade noch so reichen würde. Würden jetzt die Nerven anfangen zu flattern? Schließlich war es der erste Wettkampf im neuen Nationaltrikot und auch der erste, der Theuerkauf erstmals über die nationalen Grenzen hinwegtragen könnte. Die Nerven hielten – der Sportschütze aus MV wurde im letzten Wettkampf sogar Erster – das EM-Ticket war in der Tasche. „Dieser Wettkampf und auch das Training davor waren schon eine ganz andere Hausnummer“, erzählt Theuerkauf: „Natürlich war auch die Aufregung größer als sonst.“ Aber nach dem ersten Schuss (eine glatte Zehn) hätte sich diese dann gelegt. Doch nun beginnt erst die richtig harte Arbeit. Denn Theuerkauf möchte natürlich bestens vorbereitet zur EM fahren.
Trainer traut dem deutschen Team eine Medaille zu.
Jeden Tag, zumeist im Einzeltraining, verbringt er nun viel Zeit am Schießstand – zusammen mit seinem Trainer Hettig. Der zieht jetzt das Training auch ordentlich an, ganz anders als noch zur Vorbereitung auf die EM-Quali. Dort habe Hettig noch viel Rücksicht auf das junge Alter seines Schützlings genommen und nur hin und wieder mal „ein bisschen gepiekst“. Jetzt aber heißt es richtig ranklotzen – und auch die Osterferien fallen weg. Doch das macht Theuerkauf nichts aus, schließlich ist die EM das erste große internationale Highlight seiner noch jungen Sportlerkarriere. Gibt es schon Ziele? „Mein Motto lautet auch dort wie immer: Ich will einfach mein Bestes geben und dann mal schauen, was am Ende rauskommt“.Trainer Hettig traut dem deutschen Team sogar eine Mannschaftsmedaille zu. Sagt es und gibt seinem Schützling einem Klaps auf die Schulter. Der steigt nun ins Auto und wird nach München gefahren. Dort trifft sich an diesem Wochenende die deutsche Junioren-Nationalmannschaft zum ersten von insgesamt zwei Lehrgängen. Im Gepäck auch die neue Waffe. Die muss auf ihren ersten Wettkampfeinsatz aber noch ein bisschen warten. „Bei der EM schieße ich noch mit der alten Waffe, die neue habe ich jetzt erstmal nur zum Training mit“, so Theuerkauf.
Quelle: Nordkurier [PDF]