NEUBRANDENBURG.Michael Schneider war sich sicher. „Wir sind in der richtigen Zeit, die anderen sind falsch“, meinte der Mann aus Halberstadt, der mit seinen „Harzer Hunnen“ samtJurte zum militärhistorischen Bi-wak auf das Gelände des Neubrandenburger Schützenvereins „Vier Tore“ gekommen war. Allerdings ist auch ihm aufgefallen, dass er mit seinem König-Attila-Kostüm zu den Exotendes Feldlagers im Burgholz gehörte. Dominierten hier doch Uniformen, die über 1300 Jahrenach dem Tod des legendären Hunnenkönigs zum Standard gehörten – Lützower Jäger in ihrem schwarzen Waffenrock,sächsische Geniesoldaten in grüner Kluft oder Angehörige des Mecklenburg-Strelitzer Infanterieregiments „Königin Louise“ inblauer Uniform. In eine solche hatte sich auch René Dwars geworfen. Der Schüt-zenbruder, der beim Neubrandenburger Verein die Arbeitsgruppe „Tradition“ leitet, wareiner der Organisatoren des militärhistorischen Biwaks, das bereits zum dritten Mal in der Viertorestadt stattgefunden hat. Gut50 Männer und Frauen aus Stadtund Umland, aber auch aus Sach-sen, Sachsen-Anhalt, Thüringenund Brandenburger kampierten ein Wochenende lang in Zelten und versuchten darzustellen,wie ein Heerlager zu Zeiten Na-poleons ausgesehen haben könn-te. Laut René Dwars hatten sichnoch mehr Enthusiasten ange-meldet, das heiße Wetter der ver-gangenen Tage hielt jedoch eini-ge von der Reise Richtung Tollen-sesee ab. Bernd Schaller hin-gegen hatte sich das Biwak inNeubrandenburg nicht nehmenlassen. Angelegt hatte der Mannaus dem am Rand des Elbsand-steingebirges gelegenen Neustadt die Uniform eines sächsischen Ingenieur-Leutnants. Indieser nimmt er seit 2002 immerwieder an militärhistorischen Bi-waks, aber auch an Nachstellun-gen berühmter Schlachten teil. Auf sein Hobby sei er über einProjekt mit Kindern gekommen.„Darüber kommt man mit vie-len verschiedenen Wissenschaften in Kontakt“, sagte er. So ha-be er sich früher nie mit Heraldik beschäftigt, jetzt gehöre Wappenkunde aber dazu, wennman sich mit der Geschichte des Heereswesens beschäftigen will.Später nahm Bernd Schalleram Einmarsch teil, bei dem sichdie Teilnehmer des militärhistorischen Biwaks den Startern deszugleich stattfindenden „Vogelschießens“ beim Schützenverein vorstellten. Zum Appell ging es unter dem Kommando von René Dwars, und sogar König Attila alias Michael Schneider beugte sich dessen Befehlen.
Quelle: Nordkurier, 19. Juli 2010